Wie plane ich eine Weitwanderung?

22:01 Henning 0 Kommentare


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Hier findest du in 7 Schritten zu deiner ersten langen WANDERUNG!...oder Reise, eigentlich lässt sich das auch ganz gut auf jede andere Reise übertragen.


Punkt 1: Will ich das überhaupt? Ist das das Richtige für mich?

Wer sich auf einen Thruhike oder eine Weitwanderung (von mir aus auch Pilgerreise) einlässt weiß (oder ahnt) meist schon, dass das ein Akt mit masochistischen Zügen wird. Dass es anstrengend, schmerzhaft, lang, aufregend, befreiend, faszinierend und unvergesslich wird.

Vom gemütlichen Sofa aus lässt sich so eine Wanderung aber sehr gut vorstellen/aushalten und es fühlt sich schnell so an als würde man das wollen. Insbesondere wenn einem die Arbeit oder andere Lebenssituationen schon seit einiger Zeit das Leben schwer machen.

Wer noch nie mit einem vollen Rucksack inkl. Zeltübernachtungen wandern war, sollte das vorher UNBEDINGT mal auf einer Mehrtagestour ausprobiert haben. So kann man am besten abschätzen ob man sich eine solche Lebensweise auch für eine längere Zeit vorstellen kann. Falls die Antwort hierauf dann immer noch JA lautet, für den ist ein Truhike bzw. ein long distance hike definitiv einen Versuch wert. 

Man sollte prinzipiell nichts dagegen haben mal ein paar Tage nicht duschen zu können.
Ein bisschen Sturheit gehört hier ebenfalls dazu.

Wer Gefallen am neuen "Lebensstil" findet, der hat gute Chancen sich den Hiking Bug einzufangen.

OK, du bist also sicher es soll eine Wanderung sein. Es steht außer Frage, dass es klappt mit dir und der Reise wenn du für dich beschließt, dass du dir eine Auszeit von deinem gewohnten Leben nehmen willst. Sei dir aber bewusst, dass es daraus folgende Konsequenzen für Familie, Beziehung und Job gibt. Wenn du dir aber sicher bist, dass du dein altes Leben erst mal hinter dir lassen willst, dann mache die Wanderreise (oder Weltreise) zu deiner PRIORITÄT NR. 1 und alles andere wird sich finden und es wird die Zeit deines Lebens!

Punkt 2: Was will ich? Was wünsche ich mir von der Wanderung?

Das ist eine sehr wichtige Frage, die du dir unbedingt vorher selbst beantworten solltest. Denn die Antwort darauf ist deine Motivation. Und es kann gut sein, dass deren Erfüllung und nicht das Erreichen des Endpunktes des Weges dein Ziel ist oder wird. Oder du dich darauf besinnen musst um nicht vorzeitig aufzugeben.

Nimm dir einen ruhigen Moment, Stift und Papier, vielleicht noch ein Getränk dazu und frage dich warum du diese Auszeit willst, brauchst, verdient hast. Beantworte diese Frage für dich selbst und sei dabei so ehrlich wie möglich (es muss ja niemand außer dir lesen was du aufgeschrieben hast).

In schwachen und schwierigen Momenten kannst du dich dann daran erinnern, warum du dir das eigentlich antust und neue Motivation und Kraft daraus schöpfen. Oder du stellst fest, dass alles was du lernen und erleben wolltest, bereits erlebt hast und ein Weiterwandern nur deinem Ego schmeicheln würde. Jeder möchte gerne einen angefangenen Thru-hike auch beenden, ist ja klar. Wenn das das Ziel ist: ok. Aber wenn nicht, dann hast du vielleicht dein persönliches Ziel schon erreicht. Und dann ist es ebenfalls ok NICHT alles zu wandern was du dir vorgenommen hattest.

Hier gilt ganz klar das Grundmotto: Hike your own hike. Was für andere richtig und wichtig ist kann für dich falsch sein und umgekehrt. Dein Weg, deine Freiheit, deine Entscheidung.


Punkt 3: Einen Wanderweg wählen.

Es gibt viele schöne Ecken auf diesem Planeten und die sind mit Sicherheit alle einen Besuch wert. Wer nicht komplett den einsamen Wolf spielen will hält sich besser an populäre Trails.
Bei der Auswahl kann man persönliche Klimavorlieben mit einfließen lassen. Ist ein bisschen Schnee ok? Ist eine Strecke durch die Wüste vertretbar? Wie hoch sind die zu erklimmenden Berge?
Wie gut etabliert ist die Infrastruktur rund um den Trail? Das hängt wieder davon ab wie frequentiert der Wanderweg ist. 

Es ist auch nicht gesagt, dass man überhaupt einem Wanderweg folgen muss, je nachdem was man sich eben vorgenommen hat. Wer nicht so gerne in einem Zelt übernachten will findet ebenfalls "seinen" Wanderweg. Gerade in Europa, wo man nicht frei campen kann, kann man gut von Hütte zu Hütte wandern.


Punkt 4: Wieviel Zeit brauche ich dafür? Informationen sammeln.

Also, du möchtest also Wandern und hast einen Trail/Wanderweg ausgewählt. Die meisten (langen) Wanderwege haben ihre eigene Website. Das wäre die erste Anlaufstelle um Basisinformationen zu bekommen:
  • wieviele Kilometer 
  • von wo bis wo
  • wie lange haben andere gebraucht
Bei Facebook sind wir bisher immer auf eine Gruppe gestoßen, wo man Fragen an andere Interessierte oder die "Veteranen" stellen kann...Oder man durchforstet das Archiv. Denn die Fragen, die man sich stellt, hatten andere bestimmt auch schon.

Hier der Link für die Te Araroa Facebook Gruppe: Te Araroa - Facebook
Hier der Link für die Appalachian Trail Gruppe 2016: Appalachian Trail 2016 - Facebook

Die Frage wieviel Zeit man für den Trail braucht hängt natürlich auch davon ab was die persönliche Zielsetzung ist. Etwas mehr Zeit einzuplanen ist nie verkehrt. Es wandert sich nicht sehr schön wenn man unter Zeitdruck steht und das Visum abläuft oder ähnliches.

Den Namen des Wanderweges bei Youtube eingeben fördert auch einige Inspiration und Informationen zu Tage. Oder hast du schon Instagram probiert?


Punkt 5: Wieviel Geld brauche ich?

Gehen wir mal davon aus du hast einen Trail gewählt den auch andere gerne wandern und schon gewandert sind. Dann brauchst du einen Computer mit Internet und mit Sicherheit findest du Erfahrungsberichte für den erwählten Trail. Englischkenntnisse sind hier natürlich wichtig, denn die meisten Infos findest du vermutlich in internationalen Blogs.

Das Budget hängt stark von deinem persönlichen Reisestil ab. Davon ausgehend, dass man im Zelt auf dem Trail kostenlos übernachten kann, knabbern vor allem die Aufenthalte in der Zivilisation an den Geldreserven. Es hängt also davon ab wie oft man ins Hotel geht, wie oft ins Restaurant und in welches.

Behalte bei einer anderen Währung den Wechselkurs im Auge. Evtl. lohnt es sich bei starken Schwankungen Traveler Checks zu kaufen wenn der Kurs gerade besonders günstig ist. Ich denke jedoch, dass Traveler Check immer mehr an Bedeutung verlieren.

Wir können nur aus unserer eigenen Erfahrung berichten und wir lernen auch noch immer was neues dazu. Hier findest du eine Aufstellung für den TA (Te Araroa), zum selber ausfüllen und ausrechnen: Kostenrechner für eine Weitwanderung.


Punkt 6: Wann soll es los gehen?

Die Region des Wanderweges/ Trails mit seinem Wetter gibt dir das Zeitfenster vor wann und wo du starten kannst und wann du fertig sein solltest. Es sei denn ein Wintereinbruch, Kälte, Dauerregen und überlaufende Flussläufe machen dir nichts aus...
In manchen Klimazonen sind die Trails ganzjährig wanderbar.

Beispiel: das Zeitfenster für den Appalachian Trail liegt für Northbounder zwischen dem letzten Schnee (März-April) und dem Schließen des Baxter State Park, bzw. Mount Kathadin (Oktober). Southbounder können erst im Sommer starten (Juni), wenn der Baxter State Park Mount Kathadin das erste Mal nach dem Winter wieder öffnet. Jedem Southbounder ist dann selbst überlassen wie lange in den Winter hinein er die Kälte so aushält.

Für den Te Araroa in Neuseeland ist das Zeitfenster etwas größer. Es gibt Abschnitte die für die Lambing Season gesperrt werden. Das Wetter diktiert auf der Südinsel das Zeitfenster, in dem man die höchsten Berge (Richmond Range, Nelson Lakes, Harper's Pass, Arthur's Pass) überqueren sollte und zwar im Sommer (Dezember-April)


Punkt 7: Reisevorbereitungen allgemein


Impfungen:
Macht euch schlau welche Impfungen in eurem Reisezielland vorgeschrieben sind. Wenn es keine Pflichtimpfungen gibt, dann findet man trotzdem Empfehlungen über die man nachdenken sollte. Da man sich voraussichtlich viel in der Natur aufhält ist eine Tollwutimpfung in Gebieten mit Tollwut sinnvoll.
Gegen die, über einen Zeckenbiss übertragbare, Borreliose  (Lime Disease) gibt es leider keine Impfung.
Informationen zu Reiseschutzimpfungen findet ihr beim Tropeninstitut, eurer Krankenkasse oder auf der Seite des auswärtigen Amts. Oder ihr fragt eure/n Hausärztin/Hausarzt.

Visa: 

Bevor du Ausrüstung und Flüge buchst solltest du dich über die Einreisebestimmungen deines Reiseziels informieren. Wenn deine Wanderung nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt oder im eigenen Land stattfindet, dann ist dieser Punkt überflüssig. Wer aber zum Beispiel für 6 Monate in die USA möchte, sollte Flüge erst kaufen wenn der Visa Antrag genehmigt wurde (die amerikanische Botschaft liebt es gar nicht wenn man sie vor vollendete Tatsachen stellt -> Visa, USA & Botschaft).
Ganz anders war unsere Erfahrung hier mit unseren Visa für NZ.

Ausrüstung: 

Das Thema wurde auf unserem Blog schon ausführlich behandelt, deshalb findest hier die weiterführenden Links zur Ausrüstung und den Reviews

Training: 

Wer Zeit und Lust hat und sich nicht nur mental und ausrüstungstechnisch vorbereiten mag, kann sich ein Trainingsprogramm zusammenstellen und ab ca. 3-4 Monate vorher trainieren.  Fit zu starten ist keine zwingende Voraussetzung für einen Thru-Hike oder eine Wanderung, verringert aber die Gefahr sich zu verletzen und man kann etwas schneller starten und hat mehr Spaß, weil weniger Schmerzen. 

Kreditkarte: 

Eine Kreditkarte für das Ausland ist ein Muss. Nicht immer funktioniert die heimische EC-Karte im Ausland. Es ist auch zu empfehlen mind. 2 Kreditkarten mitzunehmen für den Fall, dass eine nicht funktioniert. Hier bietet sich an 2 verschiedene Typen mitzunehmen (Visa, MasterCard).

Unsere Erfahrung war auch, dass man sich die Telefonnummer der Bank mitnehmen sollte. Jedes Mal wenn wir den Ort wechselten ging erst mal das Geldabheben nicht mehr, weil die Bank davon ausging jemand habe die Karte geklaut...Also, Bank vorher informieren, dass man ins Ausland reist reicht wohl offenbar nicht aus.
Mal gucken wie es bei uns dieses Mal wird, denn wir haben die Bank gewechselt. In Thailand hatten wir bisher keine Probleme mehr.

Kündigen/Wohnung aufgeben/ Auto abmelden: 

Dieser Punkt ist abhängig von der Länge der Reise. Viele gute Tipps und Informationen hierzu findet man auf Weltreiseblogs.
Man spart viel Geld wenn man bei einer 6 monatigen Reise keine Miete bezahlen muss und irgendwo günstig sein Zeug unterstellen kann. Gleiches gilt für das Auto. Man kann natürlich auch versuchen die Wohnung/das Zimmer in der Zeit der Abwesenheit unterzuvermieten.
Den Job muss man nicht immer gleich kündigen, hier gibt es verschiedene Modelle von unbezahltem Urlaub über individuelle Vereinbarungen bis hin zum Sabbatical (auch hier rate ich euch auf Weltreiseblogs nachzuforschen).

Flüge buchen: 

Dein Visum ist genehmigt oder die Botschaft hat dir glaubhaft versichert, dass du die Flüge schon vorher buchen kannst? Na dann los. Flüge kann man maximal 1 Jahr im voraus buchen. Die Möglichkeit der Umbuchung ist praktisch, da man ja nicht wirklich weiß wie lange man genau wandert oder ob man zwischendurch die Pläne ändert. Wenn du denkst das brauchst du nicht, dann lässt sich da eventuell etwas Geld sparen. Wir buchten für die USA und für Neuseeland bei StaTravel

Erste Unterkunft buchen: 

Neues Land, neue Leute und ein (evtl.) langer Flug. Da ist jeder erst mal platt. Mit Jet-lag und ohne Plan und Unterkunft irgendwo in der Welt zu stranden macht mir persönlich keinen Spaß. Unsere ersten Unterkünfte buchten wir bisher mit Airbnb. Wenn du dich neu registrieren möchtest und dich von uns werben lässt bekommen wir beide einen 30€ Gutschein!

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