Trail Lexikon - Begriffserklärungen

12:03 Henning 0 Kommentare

Die Appalachen

Die Appalachen sind eines der ältesten Gebirge der Erde (mehr als 450 Mio Jahre alt) und ziehen sich fast an der gesamten Ostküste der USA entlang bis weit nach Kanada hinein.

Der Appalachian Trail

Der Appalachian Trail folgt dem Gebirgszug der Appalachen.  Seine Länge schwankt von Jahr zu Jahr etwas, aber bewegt sich irgendwo um die 3500km (für den Teil der in den USA verläuft). Neben dem "klassischen" Appalachian Trail gibt es auch noch den International Appalachian Trail, der sich an der Ostküste Kanadas nach Norden hin fortsetzt. Der Trail wird durch freiwillige Helfer und das Appalachian Trail Conservancy erhalten und verwaltet.

Bounce Box

Um überschüssiges Gepäck oder Ersatzausrüstung nicht unnötig im Rucksack mit herum zu schleppen, gibt es die Möglichkeit, diese in einem Paket von Stadt zu Stadt vorweg zu schicken (zu "bouncen").
Wenn man über verschiedene Jahreszeiten hinweg wandert, bietet es sich an das Sommer- und Wintergear per Post so mitzuschicken und bei Bedarf einfach auszutauschen.
Das Besondere an der Bouncebox in den USA ist: solange man das Paket nicht öffnet, kann man mit einmal Porto bezahlen das Paket immer wieder mit einem neuen Zielort aufgeben.

Campground

Wie der Name schon sagt handelt es sich hierbei um einen, extra dafür vorgesehenen, Ort an dem mehrere Zelte aufgestellt werden können. Meistens existieren an Campgrounds auch Wasserquellen, was sie zu einem besseren Platz zum übernachten macht als einfach am Wegesrand zu kampieren. Mehr Infos zum Campen auf dem AT gibt es hier.

Privy

An einigen Sheltern gibt es sogenannte Privies. Frei übersetzt ist ein Privy ein Plumpsklo. Wie so ein Privy aussieht kann man sich hier näher ansehen: YouTube. Ganz wichtig ist, dass man keinen Müll und Feuchte Tücher in die Privies wirft, da dies den natürlichen Abbau der Ausscheidungen stört und die armen freiwilligen Helfer den Müll aus den Reservoirs entfernen müssen!
Ein witziger Fakt: in einigen Bundesstaaten gibt es ein Gesetz, dass an allen "öffentlichen" Orten behindertengerechte Toiletten sein müssen. So kommt es vor, dass auf dem höchsten Berg, mitten im Nirgendwo tatsächlich behindertengerechte Privies stehen.

Shelter

Als Shelter werden die Schutzhütten bezeichnet, die sich auf dem Trail befinden. Der Abstand zwischen den Shelter variiert stark; meistens zwischen 5-10 Meilen. In der Regel bestehen Shelter aus drei Holzwänden und sind zu einer Seite hin offen. Eigentlich existiert an jedem Shelter auch eine Wasserquelle. Nur in Ausnahmen gibt es hier kein Wasser, etwa wenn die Quelle im Sommer austrocknet.

Shelter Log

Bei einem Shelter-Log handelt es sich um eine Art Tagebuch in das, wie bei einem Gipfelbuch, jeder Hiker seine Gedanken, Grüße oder einfach nur ein "Ich war hier" hineinschreiben kann. Es gibt in fast jedem Shelter auch ein Shelter-Log. VORSICHT: es ist ratsam sich nach dem Anfassen des Shelter-Logs die Hände zu desinfizieren. Es sollen so schon Norovirus-Wellen von Hiker zu Hiker übertragen worden sein.

NoBo (North Bound)

NoBo ist die Kurzbezeichung für "North Bound". Als Northbounder bezeichnet man einen Wanderer der von Süden nach Norden wandert.

SoBo (South Bound)

SoBo ist die Kurzbezeichung für "South Bound". Als Southbounder bezeichnet man einen Wanderer der von Norden nach Süden wandert.


Nero

Als "Nero" werden Wandertage bezeichnet, bei denen man so gut wie gar nicht wandert. Z.B. wenn man abends vor einer Stadt campiert und morgens nur noch ein Stündchen bis in die Stadt laufen muss um dort eine Pause einzulegen. Near to Zero = Nero


Zero

Als "Zero" werden Tage während eines Thruhikes bezeichnet, an denen man gar nicht wandert. Meistens hält man sich dabei im Hotel auf und erledigt die Wäsche, Essenseinkäufe und Planung für die nächste Etappe. Oder man ruht sich einfach mal endlich etwas aus.

Thru-Hiker

Ein Thru-Hiker ist jeder der einen Trail von Anfang bis Ende (also die volle Distanz) durchgelaufen ist. Hier kann es immer wieder zu Diskussionen kommen ob man dabei jede einzelne Meile des Weges zu Fuß gelaufen sein muss. Denn für Manche ist nur ein Purist ein Thru-Hiker, andere hingegen sehen das lockerer.

Purist

Puristen wollen/sollen/müssen jeden einzelnen Meter (oder Zentimeter?) des Trails zu Fuß und mit ihrem Rucksack auf dem Rücken gehen. Jegliches Abweichen von der Route oder Strecken ohne Rucksack zurückzulegen ist für Puristen wie schummeln. Für sie ist der Weg nur dann wirklich geschafft wenn sie diese Regeln einhalten.

"Hike your own hike"

Hin und wieder kommt es vor, dass zwischen Hikern, Diskussionen darüber entstehen, wie man einen Trail am besten wandern sollte. Das kann z.B. die Ausrüstung, das Essen oder die "richtige" Wandergeschwindigkeit betreffen. Aber was für den einen gut ist, ist für den anderen evtl. genau das Falsche. Darum gilt es als ziemlich unhöflich und vermessen anderen Wanderern (die auch schon Wochen oder Monate unterwegs sind) zu erzählen wie sie sich am besten auszurüsten oder zu verhalten haben. Hier gilt das Motto "Hike your own hike!". Wenn man von anderen nach einem Rat gefragt wird kann man aber natürlich einen unverbindlichen Tip geben.
Hike your own hike findet auch Anwendung um sich und andere daran zu erinnern, dass das Wander/Pilgerwandern kein Wettrennen ist.

Hiker Midnight

Der Alltag draußen in der Natur unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von dem gewohnten "zivilisiertem" Leben. Insbesondere geht man unterwegs zu ganz anderen Zeiten schlafen als man es vielleicht Zuhause tun würde. Hiker Midnight ist der Zeitpunkt wo quasi alle Wanderer sich in ihre Zelte und Schlafsäcke verziehen und schlafen gehen. Dieser Zeitpunkt ist i.d.R. dann erreicht wenn es dunkel wird (und man ohne elektrisches Licht nichts mehr sieht) oder es abends im Camp anfängt zu regnen (manchmal fällt hier auch der Spruch "Hiker midnight is when it starts to rain").


Hiker Hunger

Nach einigen Tagen bis Wochen setzt bei den meisten Wanderern der "Hiker-Hunger" ein -  interessanterweise hat man zu Beginn der Wanderung eher weniger Hunger als gewohnt.
Mit dem Hiker hunger kann auf einmal gewaltige Portionen in sich hineinschlingen und tagträumt während des Laufens stundenlang von Essen. Manch ein Wildtier erscheint einem plötzlich als Leckerbissen, den es nur noch zu fangen gilt ;)
Hier haben wir exemplarisch eine Woche lang dokumentiert was wir auf dem AT gegessen haben.

White Blaze

Auf dem Appalachian Trail wird der Weg mit weißen Farbstreifen ("White Blazes") markiert.
Yellow Blazing

Als Yellow Blazing wird in der Regel Autofahren (oder andere motorisierte Fortbewegung) bezeichnet anstatt zu Fuß den vorgegebenen Weg zu laufen. Man versucht (meistens ;) ) möglichst wenig zu Yellow Blazen. Denn dass wäre dann ja nicht thuhiken.


Blue Blazing

Auf dem Appalachian Trail gibt es häufig Wege, die sind mit blauen Markierungen, anstatt mit den üblichen Weißen, versehen. Diese führen zum Beispiel zu Sheltern, Wasserquellen oder Privys abseits des Weges oder sind als Ausweichrouten für manche Abschnitte gedacht (Schlechtwetterroute als Alternative zu einem exponiert liegendem Abschnitt). Wer so Abschnitte auf dem "richtigen" Wanderpfad auslässt betreibt in diesem Moment "Blue Blazing". Puristen würden in solchen Fällen den Weg vom Shelter wieder zurück laufen den sie abends gekommen sind, anstatt dem Weg weiter zu folgen um später wieder auf den eigentlichen Trail zu stoßen (und das obwohl dieser dafür extra angelegt worden ist).

Trail Angel

Trail Angel sind mit das Beste am Weitwandern. Als Trail Angel werden alle Personen bezeichnet, die Wanderern selbstlos ihre Hilfe anbieten. Dabei kann es sich um eine kurze Autofahrt, Essen oder das Abnehmen von Müll (ja, das ist nicht zu unterschätzen!) handeln. Manchmal gibt es auch ganze Gruppen von Trail-Angels, die mit einer Menge Ausrüstung kostenlose Grillveranstaltungen am Wegesrand austragen und als einzige Gegenleistung nichts oder ein paar Geschichten von den Wanderern hören wollen.

Trail Magic

Trail Magic wird von Trail Angels ausgeübt. Wenn eine Kühlbox mit kalten Getränken mitten im Wald steht (oder eine Tüte Äpfel) kann das für den ein oder anderen Hiker mit seinem Hiker hunger wie Magie wirken ;). Wir selbst haben nach dem Ende unserer Wanderung auch ein bisschen Trail Magic gemacht. Beiträge dazu gibt es hier und hier.


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