Das Jahr nach dem Trail

09:26 Mela 0 Kommentare

Es ist heute genau 1 Jahr her, dass Henning und ich den Te Araroa erfolgreich beendet haben. Unglaublich wie die Zeit vergeht. Wir hatten uns auf dem Trail Vieles für danach vorgenommen, und nur Manches umgesetzt.

Zum Beispiel wollten wir uns gesund und gut ernähren. Da wir nach dem Thru-Hike noch gut 2 Monate auf Reisen waren, scheiterte dieses Unternehmen grandios. Es war einfach zu teuer Obst und Gemüse zu kaufen wenn Fish&Chips nur 5 Dollar kosten. Und mal ehrlich wer würde sich für Vitamine entscheiden wenn man dafür länger reisen kann.
Hinzu am noch, dass es schwer ist dem Hiker-Hunger, der noch lange nach der Wanderung anhält, etwas entgegen zu setzen. Selbst wenn man weiß was auf einen zukommt und man sich noch so gut vorbereitet - Wir hatten keine Chance und haben (leider) verlorenes Gewicht wieder zugelegt + Bonus. Der Körper glaubt eben wirklich er müsste sonst verhungern.

Eine andere Sache, die wir uns vorgenommen hatten war Sport. Im Gespräch mit Mitwanderern waren wir zu dem Schluss gekommen, dass man eigentlich nur einmal die Woche regelmäßig joggen gehen müsste um ein gutes Fitesslevel aufrecht zu halten. ja... guter Plan. Leider nicht eingehalten.
Wir hatten auch Pläne für Zuhause. Ein Garten mit eigenem Gemüse (check), Bienen (ähm nein), Hühner (auch nicht - wir mögen unsere Nachbarn zu gerne) und eine Arbeit mit gutem Einkommen. Einen Job zu finden war überhaupt kein Problem. Nach 7 Tagen hatte ich einen Platz gefunden und Henning nach 10 Tagen.

Das mit der Wohnung ist schwieriger gewesen. Fast ein halbes Jahr dauerte es bis wir in was Passendes einziehen konnten. Zum Glück gibt es die liebe Verwandtschaft in der Nähe.

Für die Zukunft hatten wir uns ausgemalt immer glücklich zu bleiben und zu wissen was wir wollen. Damit man nicht irgendwohin geschwemmt, wird wo man nicht hin will. Ich glaube das ist etwas was wir mit dem Trail verinnerlicht haben und das uns niemand mehr wegnehmen kann.
Wir haben uns so eingerichtet, dass wir flexibel bleiben können. Wenn das Leben also eine Wendung nimmt, die uns nicht gefällt, dann werden wir etwas daran ändern können.

Wer hat schon mal was von "Reverse Cultur Shock" gehört? Genau. Es geht darum, dass wenn man lange genug Zeit im Ausland verbracht hat, dann lernt man seine eigene Kultur mit anderen Augen zu sehen wenn man zurück kommt. Wir kannten das schon von anderen Reisen und es waren diesmal keine neue Erkenntnis dabei, außer vielleicht, dass die Leute nicht gerne darauf aufmerksam gemacht werden.

Es stimmt schon, dass es kein zurück in die alte heile Welt gibt. Man sieht die Welt mit anderen Augen nach einem Thruhike bzw. einer langen Reise, was gut aber auch schmerzhaft ist.
Mir ist auch klar, dass man sich immer seiner Umgebung anpasst. Und je länger wir wieder an einem Ort sind desto leichter wird es sich dort leben, denn desto mehr passt man sich (ungewollt) an. Man sollte sich gut überlegen womit und mit wem man seine Zeit verbringt, denn es beeinflusst einen sehr.

War es schwer nach dem Trail nach Hause zu kommen? Nein eigentlich nicht. Wir waren reisemüde und sehr glücklich endlich wieder an einem Fleck bleiben zu können. Und gleichzeitig ja, weil uns negative Dinge auffielen. Zum Beispiel grüßt dich niemand in dieser großen Stadt. Alle bleiben anonym. Die meisten gucken traurig verschlossen. Die Autofahrer sind gestresst und drängeln. Es gibt nicht so viele coole Restaurants.

Sind wir jetzt also glücklich? Ja sehr. Und wenn wir es mal nicht sind, dann weil wir verwöhnt sind und vergessen uns auf das Wesentliche zu besinnen. Dann holen wir unsere beiden Te Araroa Fotobücher hervor und es dauert nicht lange bis wir glücklich und stolz sind.

Wann geht es wieder los? Tja,...dass wir es nie mehr tun werden können wir nicht versprechen. Im Moment sind uns aber andere Dinge wichtiger. Das Gehirn muss erst wieder vergessen wie schmerzhaft und anstrengend eine solche Wanderung ist. Wenn es soweit ist, dann dauert es bestimmt nicht mehr lange bis wir wieder unsere Rucksäcke packen.

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