Tag 88: der Handyfluch

10:02 Henning 2 Kommentare

Sally und John luden uns auch noch zum Frühstück ein. Ei, Kaffee, Toast. Wir selber hatten uns gestern Joghurt und Dosenobst vom Supermarkt mitgebracht. Das gab es ebenfalls.

Sofiane war traurig, weil er bleibt zurück und geht heute zum Arzt wegen Entzündung am Zeh. Sie wird einfach nicht besser.

Weiter geht's.
Es gibt noch viel Matsch, aber es ist trotzdem ein angenehmer Weg. Die Konsistenz des Matsches ist mitunter so fest und tief, dass es uns beinahe die Schuhe auszieht und die unteren Segmente der Trekkingstöcke bleiben stecken. Sie lassen sich zum Glück  problemlos wieder zusammen bauen.

Da es nicht mehr regnet, hören wir Hörbuch.

An einem Bach bleibt Henning stehen und wäscht mal wieder den Matsch von den Waden. Ich beuge mich vor um es im gleichzutun. Plötzlich macht es Platsch und ich gucke entgeistert mein Handy an, wie es im Bachbett zu mir hochleuchtet.
SCHEIßE!

So schnell ich kann angle ich das blöde Teil am Kopfhörerkabel wieder aus dem Bach. Aber zu spät. Es ist ja schon nass. Es steckt in einer Outdoorhülle, aber wenn die Kopfhörer eingesteckt sind, ist sie offen. So ein Mist. Das darf doch nicht wahr sein. Warum passiert mir immer sowas.

Henning hat nichts bemerkt und so tue ich als wäre nichts gewesen. Ich schalte das Handy aus. Ich öffne die Outdoorhülle und stelle erleichtert fest, dass es Innen nur leicht feucht ist. Ich verpacke das Handy wasserdicht in meinem Rucksack mit ausgebautem Akku und hoffe auf ein Wunder.

Natürlich war meine Aktion nicht so unauffällig wie ich gedacht hatte. Als Henning fragt was los sei, erzähle ich ihm was passiert ist. Freundlicherweise sagt Henning, der beste Mann der Welt, nichts Blödes. (Anmerkung: meine Handys haben meist ein kurzes Leben. Es ist als würde ein Fluch auf ihnen liegen. Ich bekomme sie immer auf die unwahrscheinlichen Arten kaputt und Henning besteht inzwischen auch Zuhause im Alltag auf einer Outdoorhülle für mein Handy. Sehr sinnvoll wie ich finde.)

Es geht also ohne mediale Unterhaltung für mich weiter.
Der Burtons Track ist sehr idyllischund wir finden einen schönen Zeltplatz.

2 Kommentare:

  1. Warum will man beim Wandern unbedingt Musik hören?
    Kann ich in keinster Weise verstehen. Hauptsache, nichts von der Welt außen herum mitbekommen.

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    1. Hihi, ja das ist schwer nach zu vollziehen, wenn man nicht selber mal einen Long-Distance-Hike gemacht hat. Ich habe mich am Anfang auch gefragt, wie man das machen kann. Versuche dir das Wandern als Alltag vorzustellen. Jeden Tag. Alles andere verhält sich dazu wie das Wochenende: Duschen, Kommunikation, ein Bett. Dinge, die normalerweise Alltag sind, gibt es nicht. Die Wanderung ist also keine willkommene Abwechslung zum Alltag, sondern IST der Alltag. In der Tat kenne ich wenige Long-Distance-Hiker, die auf etwas Unterhaltung während monotoner Strecken verzichten. Selbst wenn ich 3 Stunden Hörbuch höre, macht das bei einer 7 Stunden Strecke nicht mal 50% aus...Man kann also nicht sagen, dass wir nichts von unserer Umwelt mitbekommen...

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