Tag 85: Geduldsprobe in der Tararua Range
Boah! Was für eine schreckliche Nacht. Wir haben kaum geschlafen.
Das Possum, das hier auf dem Dach lebt, ist die eine Sache. Das ist schon sehr laut und störend, aber das kennen wir schon und können uns sicher sein, dass es nicht rein kommen wird. Die Rattenfalle (Box) in der Ecke war schon schlimmer.
Am Schlimmsten waren aber die Menschen. Mit Taschenlampen und lauten Gesprächen. Wir waren allein in der Hütte und die nächtlichen Besucher kamen auch nicht herein. Sie wussten nicht, dass wir da drin sind. Der Parkplatz ist einfach zu nah!
Das Wetter hat heute Nacht schon mal gehalten, was man so für die Tararuas verspricht: "Schnell umschlagendes Wetter, heftige Winde, Starkregen zu jeder Jahreszeit möglich."
Der Regen setzte um Mitternacht ein und zwar von Null auf Dusche, ohne Vorankündigung.
Ein Gutes hatte der Regen: zu dem Plätschern des gemäßigteren Dauerregens danach, konnten wir endlich irgendwann mal einschlafen.
Als wir aufwachen regnet es immer noch. Obwohl wir uns eine längere Strecke vorgenommen hatten wollen wir warten bis es wenigstens ein bisschen weniger wird. Immer wenn der Regen eine Pause macht und wir packen wollen, fängt es wieder richtig an zu Kübeln. Uns wird kalt und wir holen wieder einen Schlafsack als Decke raus. Und warten.
Es wird 9. Es wird 10 und wir verlieren die Geduld. Wir wollen trotz Regen los. Kaum setzen wir den Fuß vor die Tür, hört es auf zu regnen. Ob es wohl früher aufgehört hätte, wenn wir früher los marschiert wären?
Der Track zur Waitewaewae Hut ist irrsinnig schwierig! Es fordert unsere ganze (müde!) Kraft und Konzentration uns nicht zu verletzen.
Alles ist nass und überschwemmt. Rutschige, nasse Blätter und Wurzeln. Pfützen und Matsch. Umgefallene Bäume zum drüber/drunter/drumherum klettern. Lianen wie im Dschungel, die das Weiterkommen behindern. Und es geht stetig bergauf.
Es ist so anstrengend, dass ich wütend werde. Ich bin sauer weil es keine Northbound-Trailnotes für die Nordinsel gibt, obwohl welche angekündigt waren und die vorhandenen Southbound-Trailnotes nichts - aber auch gar nichts - zu diesem schlechten Track Zustand erwähnen. Ich bin frustriert weil niemand da ist den wir nach dem Track Zustand hätten fragen können. Ein Southbounder hätte uns vorwarnen können. Aber da ist ja keiner mehr.
Ich hacke wütend meine Trekkingstöcke in den aufgeweichten Boden und stampfe fester auf als nötig. Das bringt natürlich nichts. Es verursacht nur 2,3 Stürze, die mich noch mehr frustrieren.
Henning kämpft mit seinen eigenen Dämonen und bekommt nichts von meinem emotionalen Zustand mit.
Die Hütte kommt irgendwie nicht näher. Irgendwann bin ich hungrig, dann müde, dann erschöpft. Ich trotte nur noch mit halber Geschwindigkeit durch den tropfenden Wald.
Wir kommen um halb 3 an der neuen, schönen Hütte an. Es kommt sogar kurz die Sonne raus.
Eigentlich wollten wir noch eine Hütte weiter, aber das dauert mindestens 4 Stunden und dafür reicht das Tageslicht nicht mehr. Um 18 Uhr ist es inzwischen bereits dunkel.
Heute 10 Kilometer.
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