Tag 105: Timber Trail
Es war kalt. Es dauerte bis in die frühen Morgenstunden bis meine Füße endlich wieder warm wurden. Zum Glück kann man auch mit kalten Füßen ganz gut schlafen.
Nach 2,3 Kilometern Waldpfad geht es auf dem Timber Trail weiter. Der Timber Trail ist ein Fahrradweg und dementsprechend langweilig (was am diesem Tag nichts schlechtes ist), aber zügig zu laufen. Der Urwald drumherum ist immer noch sehr hübsch.
Wir fühlen uns ziemlich zerschmettert heute. Schmerzen in den Füßen und Beinen erzählen uns, dass wir zu lange und zu schnell laufen. Aber wir wollen wirklich vorwärts kommen. Weiter im Norden - näher zum Äquator - ist es hoffentlich wärmer!
Immerhin ist die Sehnenscheidenentzündung, oder was das auch war, wieder fast weg. Dafür sind die Kratzer an den Beinen von Gräsern und Ästen lang und schmerzhaft.
In Pureora kommen wir - wie so oft - auf einem Parkplatz raus. Es ist schon etwas frustrierend, dass der Weg so konzipiert wurde, dass man für den jeweiligen Abschnitt gut parken kann. Da kommt man dann als Thruhiker raus und keines der Autos gehört einem und kein Auto wird kommen um einen abzuholen. Aber es gibt eine Toilette und wir machen Mittag an einem der Picknicktische. Es ist bewölkt und kalt, aber Hey, es regnet nicht.
Wir laufen die 4 Kilometer bis zum State Highway und überlegen uns warum sich der Trail manchmal so qualvoll anfühlt. Wir kommen zu dem Ergebnis, dass es 4 Grundbedürfnisse gibt.
- Erstens braucht man täglich Wasser; zum Trinken, Kochen, Abspülen und eventuell Waschen.
- Zweitens möchte man einen Schlafplatz. Entweder in einer Hütte, einer Unterkunft oder einen Zeltplatz.
- Drittens braucht man Schutz vor Kälte, Hitze und Nässe um sich zu erholen. Dieses Bedürfnis muss nicht täglich gestillt werden, aber regelmäßig.
- Viertens verlangt man vom Trail, dass er "sicher" ist. Er darf ruhig mal anspruchsvoll sein. Aber ich möchte nicht Gefahr laufen überfahren zu werden.
Der vor uns liegende Abschnitt erfüllt keines dieser Bedürfnisse. 8 Kilometer Highway ohne Seitenstreifen, gefolgt von 27 Kilometern Mangaokewa Road (Straße/ Schotterstraße/ Farmland). Weder in der Karte noch in den Trailnotizen wird - wie so oft - erwähnt wo es Wasser gibt (und man sollte nie Wasser auf Farmland trinken!) oder ob und wo man sein Zelt aufstellen kann. Es gibt eine Telefonnummer, die man für Tips anrufen kann. Doch hier gibt es keinen Handyempfang.
Wir wollen nicht ins Ungewisse laufen und haben, wie man sicher herauslesen kann, gerade keine Kraftreserven mehr um zu sehr zu leiden.
Also Trampen wir. Die Fahrt geht nach Te Kuiti. Ursprünglich war der Plan nur die Straßenabschnitte zu überspringen und den Mangaokewa River Track von Te Kuiti aus morgen nachzuholen (17 Kilometer). Doch als wir schließlich Internet haben lesen wir Jake's Nachricht: der Track ist schrecklich. Völlig mit Dornbüschen zugewuchert. 10 Kilometer hat er selbst geschafft und ist dann querfeldein über Farmland zur Straße. Es ist praktisch, dass er vor uns ist und uns ab und an mit aktuellen Informationen versorgen kann. Leider schreibt er auch, dass er die Straßenabschnitte ebenfalls überspringt und die Strecke zwischen Hamilton und Auckland komplett auslässt. Wir werden ihn also wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen, denn wir halten uns immer noch an unseren Grundsatz: nur das Nötigste wird ausgelassen.
Das Paar, das uns vom Highway aufgelesen hat lädt uns zu sich nach Hause ein. Das hätte zu keinem besseren Zeitpunkt passieren können. Man kocht lecker für uns und wir reden viel. Wir dürfen zwei Nächte bleiben und uns morgen ausruhen und Wunden lecken.
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