Tag 115: die "Kinderkrankheiten" des Te Araroa

03:43 Mela 3 Kommentare

Eigentlich kann ich nicht viel vom Tag erzählen, denn ich habe kaum was gesehen. Mein Blickfeld wurde von der Kapuze meiner Regenjacke auf zwei Quadratmeter vor meinen Füßen reduziert. Es regnete daneben wie ein hübscher Vorhang.
Ich sah Henning's Füße und Wanderstöcke, denen ich stundenlang über Asphaltstraße folgte.
Henning allerdings hatte zeitweise das Gefühl mit offenem Augen in einen eingeschalteten Duschkopf zu schauen. 
Wir liefen die 21 Kilometer an der Straße entlang weil der Waikato River über seine Ufer getreten ist und die Anwohner uns versichert haben, dass es diesen Fluss Track derzeit nicht mehr gibt. Glaubhaft, denn es ist deutlich sichtbar, dass das Ufer normalerweise 2-8 Meter mehr Land zu bieten hat. Dort wo der Weg einst war, trieben jetzt Teile von Bäumen und Büschen im schlammigen Wasser vorbei.
Es regnete stark von 10 Uhr bis 13:30 Uhr und hörte urplötzlich auf, gerade als wir in Rangiriri ankommen und in einem Café uns unterstellen.
Wenig später: Blauer Himmel! Das Wetter will sich wohl über uns lustig machen, denn wir sind bis auf die Knochen nass geworden.
Es ist immerhin wärmer als gestern und ich hatte heute keine Schmerzen mehr.
Wir kommen bei Cathy in einer Art Hostel unter und können Wäsche waschen und Duschen.
Wir erfahren, dass der Trail am Flussufer hier ebenfalls überschwemmt ist. Das hatten wir schon erwartet und fragen nach alternativen Straßen. Wie sich herausstellt gibt es keine. Die Straße, die mir Cathy zeigt verläuft in eine Sackgasse und auch sie ist sich nicht sicher ob man da wirklich weiter kommt. Und auf der Autobahn (Motorway) können wir nicht laufen, da dies 1. verboten und 2. lebensgefährlich ist. 
Das wird ja immer komplizierter hier auf der Nordinsel. Nach dem nächsten Dorf (Mercer) wartet bereits die nächste Sperrung: Die Hunua Range (35 Km) bleibt ebenfalls gesperrt. Auch hier wäre es nötig sich alternativ auf Straßen fortzubewegen.
Macht dieser "Trail" hier überhaupt noch Sinn? Wir beschließen, dass das nicht der Fall ist. Wenn auf dem PCT eine Strecke wegen Waldbrand gesperrt ist, dann wird dieser Abschnitt ebenfalls übersprungen. Wir beißen also in den sauren Apfel und werden es Jake und den anderen gleichtun und morgen nach Auckland trampen. Immerhin haben wir es versucht und nicht die ganze Strecke von Hamilton ausgelassen.

3 Kommentare:

  1. Eure Texte sind immer sehr schön und lustig geschrieben. Ich musste so lachen als ich mir vorstellte wie Henning 3 Stunden "in einen Duschkopf schauen" musste...:D

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  2. Ach du scheiße ey... ihr seid so taff! Ich weiß nicht ob es eine Art "thru-hiker" codex gibt gegen den ihr verstoßt indem ihr trampt - aber scheiß drauf, ihr macht so viel durch und habt euch ne Verschnaufpause verdient. Danke für die tägliche Dosis Wander-Wahnsinn, ich liebe den Blog!

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    1. Danke Jamie! 😙😚😙
      Natürlich gibt es so eine Art Codex, aber in der offiziellen Definition von "Thruhike" heißt es ausdrücklich, dass jeder seine eigenen Regeln aufstellt, ganz nach dem Motto "Hike your own hike". Der Te Araroa ist so jung, dass er nur aus bestehenden Tracks und Verbindungsstücken besteht und wenn die Tracks kaputt sind bleibt nichts mehr übrig was man als "Wanderweg" bezeichnen könnte. Und wir hatten am ersten Tag in Invercargill beschlossen, dass Highways und Straße nicht zu unserem Weg gehören. Wir sind trotzdem einiges davon gelaufen.

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